Die Gesundheitsversorgung in Deutschland sieht sich in einer ambivalenten Situation. Zum einen zählt sie zu einer der besten weltweit. Zum anderen steht sie vor zahlreichen Herausforderungen, die sich insbesondere für niedergelassene Praxen und Pflegedienste verhärten. Im Folgenden werfen wir Licht auf einige alltägliche, doch ebenso drängende Herausforderungen.
Finanzieller Druck und administrative Herausforderungen
Pflege und medizinische Versorgung sind jeweils von großem administrativen Aufwand geprägt. Neben der Dokumentationspflicht und den praxisinternen Aufgaben fallen für Abrechnung und Rechnungsstellung viele Zeitstunden an, die nicht in die Patientenversorgung fließen können. Während diesem Umstand noch von technischer Seite Einhalt geboten werden kann – zum Beispiel mittels eines Systems zur Abrechnung beim KFO – kann dies bezüglich der finanziellen Situation nicht erwartet werden.
Viele niedergelassene Ärzte und Pflegedienste stehen nämlich unter starkem wirtschaftlichem Druck. Steigende Kosten für Personal, Mieten, die weiter ansteigen und kostspielige medizinische Ausstattungen reißen vielerorts Löcher in die Bilanzen von Praxen und Pflegebüros. Gleichzeitig sorgt die steigende Nachfrage nach medizinischen und pflegerischen Leistungen für eine Überlastung der bestehenden Strukturen. Eine Mischung, die wenig gewinnbringend ist.
Fachkräftemangel und Arbeitsbelastung
Der Fachkräftemangel betrifft sowohl niedergelassene Ärzte als auch ambulante Pflegedienste in erheblichem Maße. Spätestens seit der Corona-Pandemie wissen wir um die Unverzichtbarkeit von fähigem Pflegepersonal. Doch weder vonseiten staatlicher Institutionen noch vonseiten der arbeitgebenden Unternehmen sind die Berufsfelder rund um Pflege und Patientenversorgung attraktiver gestaltet worden.
Viele Praxen kämpfen mit der Suche nach qualifizierten Medizinischen Fachangestellten (MFA), während Pflegedienste häufig keine ausreichende Anzahl an Pflegekräften in den Dienst schicken können. Diese Knappheit führt zu einer hohen Arbeitsbelastung der bestehenden Teams, was wiederum das Risiko von Burnout und eine starke Fluktuation erhöht. Nicht zuletzt kommt dieser Druck auch bei den Pflegebedürftigen an.
Digitalisierung und technische Herausforderungen
Die Digitalisierung bietet zwar viele Chancen, stellt jedoch für viele Praxen und Pflegedienste eine große Herausforderung dar. Elektronische Patientenakten, Telemedizin und digitale Abrechnungssysteme erfordern eine technische Infrastruktur sowie Schulungen für das Personal. Oftmals fehlt es an finanziellen Mitteln oder dem technischen Know-how, um diese Neuerungen effizient in den Praxisalltag zu integrieren. Zudem sind viele digitale Systeme noch nicht optimal aufeinander abgestimmt, was die Arbeit teilweise verkompliziert.
Demografischer Wandel und steigender Pflegebedarf
Der demografische Wandel stellt eine der größten Herausforderungen im Gesundheitswesen dar und ist schon zu spüren. Dennoch werden die Konsequenzen eines steigenden Durchschnittsalters in Zukunft noch stärker zu vernehmen sein. Durch die steigende Zahl älterer Menschen nimmt der Bedarf an medizinischer und pflegerischer Versorgung kontinuierlich zu. Gleichzeitig gehen viele Ärzte der Babyboomer-Generation in den Ruhestand, ohne dass ausreichend Nachfolger in Sicht sind. In ländlichen Regionen ist diese Entwicklung besonders problematisch, da sich immer weniger junge Mediziner für eine Niederlassung dort entscheiden.
Psychische Belastung bei mangelnder Arbeitszufriedenheit
Alle zuvor genannten Herausforderungen wirken sich auch auf die psychische Gesundheit der Ärzte und Pflegekräfte aus. Hohe Arbeitsbelastung, wenig Erholung, finanzielle Unsicherheit und die oft emotionale Belastung durch die Arbeit mit schwerkranken oder sterbenden Patienten führen bei vielen zu pathologischem Stress, Erschöpfung und Frustration. Umso wichtiger ist es, dass Strukturen geschaffen werden, die die mentale Gesundheit der Fachkräfte unterstützen und ihnen eine nachhaltige Berufsausübung ermöglichen. Qualität und Quantität sind hier in Einklang zu bringen.